Alarmierende Zahlen: Thüringer Straßen bleiben für Schulkinder riskant
Laut aktuellen Polizeistatistiken zeigt sich, dass Thüringens Straßen für Kinder weiterhin ein erhebliches Gefahrenpotenzial bergen. Insbesondere der Schulweg steht im Fokus: Unfälle mit beteiligten Schulkindern sind keine Seltenheit, und trotz rückläufiger Zahlen bleibt das Risiko hoch – gerade zum Beginn des neuen Schuljahres wird vor erhöhter Aufmerksamkeit gewarnt.
Im Zeitraum von Januar bis Mai 2025 verzeichnete die Thüringer Polizei fast 20.000 Verkehrsunfälle. Mehr als jeder zehnte Unfall endete mit Personenschaden, bei 2.184 Unfällen gab es Verletzte. 30 Menschen verloren ihr Leben auf thüringischen Straßen, was einer Zunahme der Verkehrstoten um 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Unter den Unfallbeteiligten nehmen Kinder eine besonders verletzliche Gruppe ein. Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Statistik verunglückt statistisch gesehen alle 15 Stunden ein Kind unter 15 Jahren im Straßenverkehrsraum des Freistaats. Experten berichten, dass zum Start des neuen Schuljahres traditionell ein Anstieg der Unfälle mit Kindern zu beobachten sei, da wieder viele Schülerinnen und Schüler regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel nutzen und täglich ihren Schulweg zurücklegen.
Ein erheblicher Unfallschwerpunkt liegt laut Marcel Schauffler vom TÜV Thüringen im Bereich von Schulen und Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs. Schauffler rief Autofahrer zu besonderer Vorsicht und erhöhter Aufmerksamkeit gegenüber Kindern an diesen Orten auf. Er machte darauf aufmerksam, dass vor allem sogenannte „Elterntaxis“ in unmittelbarer Nähe von Schulen regelmäßig für gefährliche Situationen sorgten. Häufig entstünden zudem brenzlige Verkehrslagen, wenn Kinder spontan und unüberlegt die Fahrbahn querten.
Schauffler erinnerte daran, dass das korrekte Verhalten an Haltestellen vielfach nicht präsent sei. Gemäß Straßenverkehrsordnung dürften Linien- und Schulbusse mit eingeschaltetem Warnblinklicht, die sich einer Haltestelle nähern, nicht überholt werden. Halte ein entsprechender Bus an einer Haltestelle, sei für vorbeifahrende Fahrzeuge Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben – diese Regel gelte auch für den Gegenverkehr. Zudem müsse beim Anfahren der Busse wieder in den fließenden Verkehr Vorrang gewährt werden.
Immerhin gab es bei den gezielt erfassten Schulwegunfällen auch positive Entwicklungen. Im vergangenen Jahr sank deren Gesamtzahl um 11,8 Prozent; bei Unfällen mit Personenschaden betrug die Reduktion 12,2 Prozent. Gleichwohl verunglückten nach wie vor viele Kinder: Auf Schulwegen kamen 40 Schülerinnen und Schüler zu Schaden, darunter fünf mit schweren Verletzungen. Sorgen bereitet den Fachleuten insbesondere die Verdopplung der Fahrradunfälle: Die Zahl der verunfallten Schulkinder auf dem Rad stieg von acht auf 16. Auch neun Kinder, die zu Fuß unterwegs waren, verunfallten im vergangenen Jahr auf Thüringens Straßen.
Trotz insgesamt rückläufiger Schulwegunfälle bleibt die Zahl der verunfallten Kinder auf einem Niveau, das Experten als Anlass zur Sorge sehen. Autobesitzern und allen anderen Verkehrsteilnehmern wird aus diesem Grund nahegelegt, mit dem Ende der Sommerferien und Schulbeginn besonders auf den Schutz der jungen Verkehrsteilnehmer zu achten und das eigene Verhalten den veränderten Bedingungen im Straßenverkehr, insbesondere im Umfeld von Schulen und Haltestellen, anzupassen.
Quelle: Pressemitteilung TÜV Thüringen vom 5.8.2025
Veröffentlicht am 05.08.2025 14:16 von Christian Wolf, Redakteur
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