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Handball-Ikone feiert Jubiläum: Rainer Osmann wird 75 Jahre alt

Rainer Osmann, eine prägende Figur des deutschen Handballsports, begeht am 6. Juli 2025 seinen 75. Geburtstag. Mit jahrzehntelangem Engagement als Spieler, Trainer und Funktionär erwarb er sich national wie international großes Ansehen. Sein sportlicher und persönlicher Werdegang spiegelt den Wandel des ostdeutschen und gesamtdeutschen Handballs wider und macht ihn zu einer Legende auf und neben dem Spielfeld.

Rainer Osmann blickt auf eine 42-jährige Karriere im Leistungsport zurück. In seiner Heimatstadt Eisenach begann der Erfolgsweg bereits in jungen Jahren, als er mit der gesamten B-Jugendmannschaft von Stregda zur BSG Motor Eisenach wechselte. Unter Trainer Horst Schmidt konnte die Mannschaft zahlreiche regionale Titel erringen, und der junge Osmann sicherte sich 1969 einen Platz in der ersten Männermannschaft, deren Heimspiele von beachtlichem Zuschauerinteresse begleitet wurden.

Während seiner aktiven Zeit als Spieler zeichneten sich Osmanns Qualitäten durch ein großes Kämpferherz und technische Fähigkeiten aus. Mit einer Körpergröße von 1,71 Meter entsprach er nicht dem klassischen Gardemaß im Handball, erwarb sich aber – so Wegbegleiter wie Lutz Sinke oder Olympiasieger Lothar Döring – großen Respekt aufgrund seiner Spielfreude, Einsatzbereitschaft und Führungsstärke.

Osmann trat nicht nur als Spieler, sondern auch als Kapitän, Co-Trainer und Trainer in Erscheinung. In den 1980er Jahren war er an entscheidenden Erfolgen des Vereins Motor Eisenach beteiligt. Nach dem Bau einer eigenen erstesligatauglichen Sporthalle, der Werner-Aßmann-Halle, begann eine neue Ära für den Eisenacher Handball. Osmann, inzwischen Co-Trainer und Funktionär, engagierte sich auch außerhalb des Spielfelds für die Entwicklung des Vereins.

Nach der politischen Wende wurde die Handballsektion der BSG Motor Eisenach in den ThSV Eisenach umgewandelt, wobei Osmann als Trainer eine zentrale Rolle einnahm. In Zeiten existenzieller Krise des Vereins, nach einem drohenden Abstieg in den frühen 1990er Jahren, kehrte er auf das Traineramt zurück und führte den ThSV Eisenach durch eine dramatische Schlussphase zum Klassenerhalt.

Osmanns größter Erfolg als Vereinscoach war der Aufstieg des ThSV Eisenach 1997 in die 1. Handballbundesliga. Weggefährten würdigten insbesondere seine natürliche und ehrliche Art im Umgang mit Spielern, seine Fähigkeit, das Team zu motivieren, sowie seinen Einfluss auf junge Talente wie Stephan Just, der später selbst Länderspiele bestritt.

Auch international war Osmann erfolgreich. Von 2001 bis 2008 trainierte er die österreichische Männer-Nationalmannschaft, die unter seiner Führung bei mehreren Qualifikationen Gruppensiege errang. Zudem übernahm er 2008 den Posten des Juniorinnen-Auswahltrainers und später des Bundestrainers der Frauen-Nationalmannschaft des DHB. Mit den deutschen Frauen wurde bei der WM 2009 in China ein siebter Platz erreicht, bei der EM 2010 verzeichnete das Team einen Rückschlag.

Nach dem Ende seiner internationalen Trainerkarriere widmete sich Osmann der Förderung regionaler Vereine und der Trainerausbildung in Thüringen. Er lebt heute mit seiner Frau in Lauf bei Nürnberg und betont, dass Familie und Ruhe für ihn nach Jahrzehnten des Reisens wichtiger geworden sind. Dennoch verfolgt er das Handballgeschehen weiterhin aufmerksam, auch wenn er Spiele lieber aus der Distanz beobachtet.

Osmanns Verdienste wurden mit der Aufnahme in die Hall of Fame und der Ehrenmitgliedschaft beim ThSV Eisenach gewürdigt. Über seinen Wechsel vom Leistungssport in den Ruhestand sagt er, gesundheitliche Gründe hätten diesen Schritt notwendig gemacht, den er aber rückblickend nicht bereue.

Im Interview hebt Osmann hervor, dass die Entwicklung des Handballsports in den vergangenen Jahrzehnten rasant verlaufen sei: Arenen ersetzten Sporthallen, Regeländerungen hätten die Attraktivität für Zuschauer erhöht, gleichzeitig sei das Spiel physisch und organisatorisch anspruchsvoller geworden. Seiner Einschätzung nach ist der Aufbau der Nachwuchsarbeit weiterhin entscheidend für den Erfolg der Vereine, und eine enge Anbindung des Unterbaus an das Bundesligateam besonders wichtig.

Abschließend spricht Osmann über prägende Trainerpersönlichkeiten und Weggefährten aus seiner aktiven Zeit, darunter Werner Aßmann, Horst Schmidt und zahlreiche Spieler aus mehreren Generationen. Als persönliche Sternstunde bezeichnet er neben den Club- und Nationalmannschaftserfolgen den Sprung in die Erstligamannschaft als junger Spieler sowie den Aufstieg des ThSV Eisenach in die Bundesliga unter seiner Verantwortung.

Rainer Osmann plant, seinen 75. Geburtstag in aller Ruhe im Kreis der Familie zu verbringen. Seinem Lebensmotto folgend, stellt er den Wert des gemeinsamen Strebens und des Teamgeists auch weiterhin in den Mittelpunkt. Sein Wirken und seine Verdienste bleiben ein wichtiger Bestandteil der deutschen Handballgeschichte.

Quelle: ThSV vom 4.7.2025
Foto: ThSV Eisenach
Veröffentlicht am von , Redakteur

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