Theater-Eklat in Eisenach: Schauspieldirektorin Lydia Bunk fristlos entlassen
Nur ein Jahr nach ihrem Amtsantritt verlässt Lydia Bunk das Landestheater Eisenach unter kontroversen Umständen. Laut einem Bericht des MDR vom 9. Juni 2025 wurde der erfahrenen Regisseurin nach der Ablehnung eines Aufhebungsvertrags durch den Intendanten Jens Neundorff von Enzberg fristlos gekündigt.
Die Trennung erfolgte laut Thüringer Allgemeine (Paywall) nur wenige Tage vor der Premiere von Bunks Inszenierung des DEFA-Klassikers „Solo Sunny“. Die Regisseurin hatte zum Beginn der Spielzeit 2024/2025 die neu geschaffene Schauspielsparte in Eisenach übernommen. Das Junge Schauspiel war zuvor geschlossen worden. Mit Bunk sollte ein künstlerischer Neuanfang eingeleitet werden.
Zwischen Intendanz und Schauspieldirektion kam es jedoch offenbar frühzeitig zu Spannungen. Der Intendant soll der Regisseurin einen Auflösungsvertrag vorgelegt haben, den sie ablehnte. In der Folge wurde sie fristlos entlassen. Beide Seiten befinden sich laut MDR derzeit in einem juristischen Verfahren.
Der Fall steht nicht isoliert: Bereits vor dem Amtsantritt Bunks hatten Mitarbeitende des Meininger und Eisenacher Theaters in einem offenen Brief über ein „toxisches Arbeitsklima“ unter der Leitung von Jens Neundorff von Enzberg berichtet. Es sei unter anderem mit Kündigungen bei geringfügigen Anlässen gedroht und Stellen neu ausgeschrieben worden, obwohl sie intern noch besetzt waren. Die Bühnengenossenschaft hatte damals bestätigt, von den Problemen gewusst zu haben.
Wie der MDR unter Berufung auf die „Thüringer Allgemeine“ berichtet, wurde der Regisseur Klaus Kusenberg für die Inszenierung von „Solo Sunny“ an das Theater Eisenach geholt. Kusenberg kennt Intendant Neundorff von Enzberg aus früheren gemeinsamen Jahren am Theater Regensburg. Eine Übernahme der Schauspielsparte durch Kusenberg ist jedoch nicht bestätigt.
Lydia Bunk zählt zu den etablierten Regisseurinnen der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Die Berlinerin mit internationaler Erfahrung – unter anderem in Dänemark, Schweden und China – hat an renommierten Häusern wie der Volksbühne Berlin, dem Theater Freiburg und dem Staatstheater Meiningen gearbeitet. Ihre künstlerische Handschrift gilt als präzise, politisch interessiert und stilistisch vielfältig.
Foto: CEphoto, Uwe Aranas, CC BY-SA 3.0
Veröffentlicht am 10.06.2025 08:26 von Christian Wolf, Redakteur
Aktualisiert: 10.06.2025 18:08
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