Wandelhalle Eisenach: Stadthistorie & Kultureller Hotspot
Inhalt
Die Wandelhalle in Eisenach ist weit mehr als nur ein historisches Relikt aus der Blütezeit des Kurwesens: Sie beeindruckt am Rande der Innenstadt durch ihre prachtvolle Architektur und belebt die Stadt als Veranstaltungsort.
Nach umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen ist die Wandelhalle wieder ein architektonisches Juwel, das auch wesentlich zur kulturellen Landschaft Eisenachs beiträgt. In dieser prächtigen Halle vereinen sich Geschichte und Gegenwart - und sie bleibt ein Ort, der sowohl Einheimische als auch Besucher der Stadt auf viele Arten immer wieder in seinen Bann ziehen kann.
Deshalb sollten Sie die Wandelhalle in Eisenach kennen
Die Wandelhalle bietet Besuchern gute Gründe, sie zu kennen und nicht nur einmal zu besuchen:
- Architektonisches Highlight: Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten erstrahlt die Wandelhalle wieder in ihrem ursprünglichen Glanz und bietet Besuchern einen authentischen Einblick in einen bedeutenden Teil Stadtgeschichte. Sie beeindruckt durch ihre prächtige neobarocke Architektur, die ein Zeugnis der Baukunst der „Belle Époque“ des frühen 20. Jahrhunderts ist.
- Historische Bedeutung: Die Wandelhalle erzählt die Geschichte des ehrgeizigen und schließlich gescheiterten Planes, Eisenach als überregional bedeutsamen Kurort zu etablieren - von ihrem fast vollständigen Zerfall in der Folgezeit -, aber auch von ihrer Wiederbelebung und Integration in das moderne Stadtleben von Eisenach.
- Erholungsraum im Südviertel Eisenachs: Die Lage der Wandelhalle im denkmalgeschützten Villenviertel und am idyllischen Kartausgarten macht sie zu einem idealen Ausgangspunkt für einen entspannenden Spaziergang und zur Erholung inmitten der historischen Kulisse.
- Kultureller Veranstaltungsort: Heute dient die Wandelhalle als Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen, Märkte, Ausstellungen und andere kulturelle Ereignisse, die das historische Ambiente mit modernem Kulturleben verbinden.
Geschichte & Architektur der Wandelhalle in Eisenach
Die Wandelhalle ist eine Landmarke für die Verbindung von historischer Architektur, Geschichte und kulturellem Wandel in Eisenach. Ihre Entstehung und Entwicklung spiegeln nicht nur frühere Ambitionen der Stadt Eisenach wider, sondern auch die Herausforderungen, welche die Stadt im Laufe der Zeit meistern musste.
Die Wurzeln des Projektes um die Wandelhalle in Eisenach reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, als die salzhaltige Karolinenquelle in Wilhelmsglücksbrunn bei Creuzburg als Heilquelle anerkannt wurde. Diese Quelle war bereits seit Jahrhunderten bekannt, doch erst Ende des 19. Jahrhunderts erlangte sie eine staatliche Anerkennung als Heilquelle.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich Eisenach in einem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Angesichts der wachsenden Beliebtheit von Heilbädern und Kurorten in Europa beschloss die Stadt Eisenach, diese Quelle zu nutzen, um ein eigenes Kur- und Mineralbad zu entwickeln.
Am 13. September 1905 gründete der Unternehmer Niclaus von Dreyse gemeinsam mit der Stadt Eisenach und weiteren Investoren die „Kurbad-Eisenach-Gesellschaft“, die den Bau der Wandelhalle als Teil des neuen Heilbads initiierte. Diese Gesellschaft übernahm außerdem die Nutzungsrechte der Heilquelle und finanzierte eine etwa 14 Kilometer lange Wasserleitung, die das salzhaltige Heilwasser von Wilhelmsglücksbrunn direkt in den Kartausgarten am südlichen Rand der Stadt transportieren sollte.
Die „offene Trink- und Wandelhalle“ sollte das Zentrum dieses Kurbetriebs im aufstrebenden Villenviertel Eisenachs werden und das Wasser als Heilmittel an die Kurgäste ausschenken. Gleichzeitig würden das Hotel Fürstenhof als Kurhaus und der Kartausgarten als Kurpark genutzt.

© Anna Lorenz, CC BY 2.0
Die Wandelhalle wurde von dem Dresdner Architekten Johannes Bollert entworfen und ist in Eisenach ein herausragendes Beispiel für den neobarocken Stil der „Belle Époque“, der zu dieser Zeit in Deutschland populär war. Der Bau besteht aus einem symmetrisch angelegten Mittelbau mit zwei Seitenpavillons, die durch offene Arkaden miteinander verbunden sind. Besonders der Mittelpavillon mit seiner Brunnenstube ragt dabei heraus - mit einem halbrunden Portikus und einer zentralen Kuppel, die dem Gebäude eine erhabene, fast sakrale Wirkung verleihen.
Ein charakteristisches Merkmal der Wandelhalle ist der reiche ornamentale Schmuck, der an den Elbsandsteinbauten des Dresdner Zwingers angelehnt ist. Das „Gefrorenes-Wasser“-Motiv, das sich an Säulen, Pfeilern und Gesimsen findet, erinnert an die Terrassenentwürfe des berühmten Barockarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann. Diese künstlerischen Details sollten den gehobenen Anspruch der Wandelhalle unterstreichen, die als Repräsentationsbau und Ort der Heilung konzipiert wurde.
Die Eröffnung der Wandelhalle fand am 8. Juli 1906 unter Anwesenheit des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach statt. Und trotz dieser vielversprechenden Anfänge der Wandelhalle, konnte der ursprüngliche Plan nicht lange aufrechterhalten werden.
Die wirtschaftlichen Folgen des Ersten Weltkrieges und die spätere Weltwirtschaftskrise führten zu einem Abflauen des einst lukrativen Kurwesens. Und so sank die Wirtschaftlichkeit der Kuranlagen um die Wandelhalle in Eisenach bis der Kurbetrieb 1938 endgültig eingestellt werden musste. Die Wandelhalle verlor ihre ursprüngliche Funktion und wurde in den folgenden Jahrzehnten nur noch sporadisch genutzt.
Während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit verschlechterte sich der Zustand der Wandelhalle zunehmend. Ein Bericht aus dem Jahr 1965 sprach von einem Anlass „zu ernster Sorge“ um den baulichen Zustand der Halle, nachdem Teile des Daches eingestürzt waren. Pläne für den Abriss und Neubau scheiterten jedoch an der Mangelwirtschaft der DDR - es folgten eine behelfsmäßige Sanierung und mehrere Einbauten, wie eine Küche und eine Zwischendecke aus Beton.
Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands rückte die Wandelhalle wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. 2001 wurde die „Wandelhalle-Eisenach-Stiftung“ unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet, um das Gebäude zu restaurieren und dauerhaft zu erhalten. Die Restaurierungsarbeiten, die in fünf Bauabschnitten von 2004 bis 2018 durchgeführt wurden, umfassten unter anderem das Entfernen der Einbauten, die Sanierung der Fassade, die Erneuerung der Terrazzoböden und die Erneuerung der Außenanlagen.
Heute erstrahlt die Wandelhalle wieder in ihrem ursprünglichen Glanz. Durch die Restaurierung konnte die Wandelhalle nicht nur erhalten werden, sondern erhielt auch eine neue Funktion als kultureller Treffpunkt und Veranstaltungsort, wodurch sie erneut zu einem wichtigen Bestandteil des Stadtlebens in Eisenach wurde.
Der Kartausgarten – Ältester Botanischer Garten Eisenachs
Der Kartausgarten in Eisenach ist nicht nur der älteste botanische Garten der Stadt, sondern bildet heute einen integralen Bestandteil des denkmalgeschützten Ensembles in der Eisenacher Südstadt. Der etwa 3,8 Hektar große Landschaftspark schließt sich direkt der Wandelhalle an und erzählt eine nicht weniger wechselvolle Geschichte.
Die Geschichte des Kartausgartens beginnt im späten Mittelalter, genauer im Jahr 1378, als Mönche des Kartäuserordens südlich der Stadt Eisenach ein Kloster gründeten. Die Ordensbrüder planierten das felsige Gelände des Karthäuserberges, um Terrassen für Weinberge, Hopfenpflanzungen und Fischteiche anzulegen. Dieser klösterliche Garten war nicht nur für den Anbau von Lebensmitteln und Heilkräutern entscheidend, sondern bildete auch das Zentrum des spirituellen Lebens der Mönche.
Mit der Reformation und dem Eisenacher Pfaffensturm von 1525 endete die Nutzung des Kartausklosters. Das Kloster wurde säkularisiert und die verbliebenen Gebäude auf Anordnung des Herzogs Johann Friedrich teilweise instand gesetzt. Der Klostergarten wurde in dieser Zeit als Landwirtschaftsfläche genutzt und verpachtet. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage jedoch stark beschädigt, die Wein- und Hopfenpflanzungen wurden zerstört, und der Garten verfiel.
Im Jahr 1694 wurde das ehemalige Kloster in ein Waisenhaus umgewandelt, und der Garten erhielt eine neue Funktion als herzoglicher Küchengarten. Die Anpflanzungen wurden erweitert, und der Garten diente nun auch als Pflanzgarten für Obstbäume und Sträucher. Dieser Wandel markierte den Beginn einer neuen Ära für den Kartausgarten, der in den folgenden Jahrhunderten immer wieder umgestaltet und erweitert wurde.
Im 18. Jahrhundert setzte Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach die Umgestaltung des Gartens fort. Unter der Leitung des Hofgärtners Friedrich Gottlieb Dietrich, der durch die Vermittlung Goethes nach Eisenach kam, entwickelte sich der Kartausgarten zu einem Botanischen Garten von überregionaler Bedeutung. Dietrich führte systematische botanische Studien durch und nutzte den Garten als Experimentierfeld für den Anbau exotischer Pflanzen, die aus Übersee importiert wurden. Er legte großen Wert darauf, die Pflanzen auf ihre Eignung für das heimische Klima zu prüfen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm der großherzogliche Hofgärtner Hermann Jäger die Gestaltung des Kartausgartens. Jäger, ein renommierter Autor zahlreicher Gartenfachbücher, verwandelte den Garten in einen Landschaftspark nach englischem Vorbild. Er erweiterte den Garten durch den Zukauf benachbarter Parzellen und schuf durch die gezielte Auswahl exotischer Bäume und Sträucher eine beeindruckende Parkanlage. Sein Konzept eines „Wilden Gartens“ prägte das Erscheinungsbild des Kartausgartens nachhaltig und machte ihn zu einem beliebten Erholungsort für die Eisenacher Bevölkerung.
Mit dem Bau der Wandelhalle wurde der Kartausgarten erneut umgestaltet und als Kurpark genutzt. Der Garten wurde dabei ein wesentlicher Bestandteil des Kurbetriebs in Eisenach. Die Anlage erfuhr technische Modernisierungen, wie den Bau von Glashäusern und die Überwölbung des Sengelsbachs, wodurch neue Bereiche für Spaziergänge und Erholung geschaffen wurden. Nach dem Ende des Kurbetriebs und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kartausgarten weiterhin als öffentlicher Park genutzt.
In den 1990er Jahren erfolgte eine umfassende Sanierung, bei der die baufälligen Gewächshäuser abgerissen und das Gärtnerhaus renoviert wurden. Heute präsentiert sich der Kartausgarten als gepflegter Landschaftspark, der sowohl historische Bedeutung als auch botanische Vielfalt bietet und im Stadtbild Eisenachs nach wie vor ein gelungenes Ensemble mit dem Villenviertel und der Wandelhalle bildet.

© Udo Schröter - Eisenach Kartausgarten, CC BY-SA 2.0
Konzerte, Parties, Märkte & Co. - Die Wandelhalle als moderner Veranstaltungsort
Die Wandelhalle in Eisenach hat sich nach ihrer umfangreichen Sanierung zu einem beliebten und vielseitigen Veranstaltungsort entwickelt. Der Diskussionsprozess, der in den 1990er Jahren begann und von engagierten Bürgern, Vereinen und Verbänden wie dem Eisenacher Verkehrsverein und dem Gewerbeverein getragen wurde, legte den Grundstein für die heutige Nutzung der Wandelhalle.
Die Idee war, die Wandelhalle als offene Halle mit saisonaler Nutzung zu erhalten und ihr Programm so breit wie möglich zu gestalten, um ein vielfältiges kulturelles Angebot zu schaffen. Die daraus resultierende Wandelhalle Eisenach-Stiftung (heute Denkmalstiftung Eisenach) sicherte die Pflege und den Betrieb des Gebäudes.
Vor allem in der Freiluftsaison wird die historische Halle regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Hier finden Konzerte, Tanzfeste, Weinfeste, Märkte und sogar Sportevents wie der Start des Wartburglaufs statt. Diese Vielfalt an Veranstaltungen lockt nicht nur Einheimische, sondern auch Besucher aus der ganzen Region an und macht die Wandelhalle zu einem kulturellen Anziehungspunkt.

Mittlerweile hat sich die Wandelhalle zu einer Event- und Veranstaltungshalle entwickelt, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Besonders populär wurden die Reggae- und Rock’n’Roll-Nights. Aber auch klassische Konzerte, Märkte und thematisch vielfältige Feste finden hier regelmäßig statt.
Einige Beispiele für Veranstaltungen aus dem Jahr 2024, welche die Vielfalt der Wandelhalle unterstreichen:
- Summer in the City (Open Air Party-Reihe von Spitz Events)
- Weinfest
- Tag des Tanzens (Tanz- & Familienfest des Wartburg-Ensemble e.V.)
- Yiddish Summer Weimar goes Eisenach (Konzertreihe)
- Antik- & Sammlermarkt und Kreativmarkt
Neben den großen kulturellen Events bietet die Wandelhalle Raum für kleinere, nicht weniger bedeutende Veranstaltungen wie Jubiläumsfeiern oder thematische Workshops, aber auch für die Nutzung im kleinen Kreis wie Kennenlern-Picknicks oder privat für Sightseeing & Erholung. Diese Flexibilität in der Nutzung macht die Wandelhalle zu einem Ort, an dem sich Geschichte und modernes Veranstaltungsmanagement in einem besonderen Ambiente vereinen.
Eine Übersicht aller Veranstaltungen an der Wandelhalle finden Sie hier>>>
So kommen Sie zur Wandelhalle in Eisenach
Mit dem ÖPNV reisen Sie ganz bequem per Zug am Eisenacher Bahnhof oder mit dem Bus am Busbahnhof direkt daneben an, von wo aus Sie mit Stadtbussen innerhalb von 9min zur Wandelhalle befördert werden. Zu Fuß gehen Sie entspannt etwa 16min dorthin, sofern Sie den Läden, Cafés, Restaurants und den Sehenswürdigkeiten des Eisenacher Zentrums (wie dem Karlsplatz mit Lutherdenkmal, dem Marktplatz mit dem Stadtschloss und der Georgenkirche oder dem Schmalen Haus von Eisenach) widerstehen können.
Mit dem Auto aus westlicher Richtung kommend, verlassen Sie die Autobahn 4 an der Ausfahrt Eisenach-West. Folgen Sie der B19 nach Süden und fahren Sie dann auf die Kasseler Straße (B84) ab. Weiter geht es dann in der Stadt über die Rennbahn, die Richtung Osten in die Clemensstraße mündet. Am Abzweig zu Busbahnhof und Bahnhof befahren Sie abermals die B19 Richtung Süden und am „Tor zur Stadt“ (wo sich die erste Parkmöglichkeit befindet) Richtung Zentrum. Schließlich biegen Sie vor dem Nikolaitor und in die Wartburgallee ab, wo Sie nach Stadtpark und Brauerei (die zweite Parkmöglichkeit), zu Ihrer Linken, schließlich die Wandelhalle erreichen.
Wenn Sie von Osten über die A4 kommen, nehmen Sie die Ausfahrt Eisenach-Ost. Folgen Sie dann der B84 zunächst Richtung Westen und nach der dritten Ausfahrt am Kreisverkehr weiter Richtung Südwest. Folgen Sie der B84 zur alten Autobahn, wo sie nahtlos in die B19 übergeht während Sie nach Eisenach hineinfahren. Der nächste Abzweig führt Sie auf der Hauptverkehrsachse in die Clemensstraße von wo aus Sie links Richtung Bahnhof/Busbahnhof abbiegen und ab dort die bereits oben genannte Strecke zur Wandelhalle befahren können.
Die beiden besten Parkmöglichkeiten:
- Parkhaus „Tor zur Stadt“: Zentrumsnah, 1000m von der Wandelhalle entfernt, ca. 14min Fußweg, 9min mit ÖPNV.
- Parkplatz Alte Brauerei: Zentrumsnah, 400m von der Wandelhalle entfernt, ca. 5min Fußweg.
- Alle Details zu diesen und weiteren Parkmöglichkeiten ->
Bild oben: A.Savin
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