St. Georgenkirche: Wissenswertes zum Taufort Bachs - Historie, Architektur & Events

Inhalt

Die St. Georgenkirche in Eisenach ist nicht nur ein architektonisches Highlight der Stadt, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der Geschichte und gilt als eine der ältesten protestantischen Kirchen überhaupt. Ihre faszinierende Hybridarchitektur, die sich über mehrere Jahrhunderte Neu-, Aus- und Umbaus zusammensetzt, erzählt die Geschichte der Stadt selbst.

Dieses markante Gebäude, mit seinen Wurzeln im 12. Jahrhundert, hat nicht nur unzählige architektonische Metamorphosen vollzogen, sondern auch wichtige historische Ereignisse miterlebt. Von der Trauung der Heiligen Elisabeth über Gesang und Predigt Martin Luthers bis hin zur Taufe Johann Sebastian Bachs und der Musik Telemanns, prägt die St. Georgenkirche nicht nur die Silhouette Eisenachs, sondern auch dessen kulturelle und spirituelle Landschaft.

Hier vereinen sich Jahrhunderte der Stadtgeschichte im Zentrum Eisenachs.

Darum darf die St. Georgenkirche beim Eisenach-Besuch nicht fehlen

  • Stadt- und Hauptkirche Eisenachs: Zentral am Marktplatz gelegen und so eng mit der Stadtgeschichte verbunden wie kaum ein anderes Bauwerk, ist die St. Georgenkirche auch einer der historischen Mittelpunkte des Lebens in Eisenach.
  • Hybride Architektur: Auf den romanischen Grundmauern aus dem 12. Jahrhundert steht heute eine gotische Hallenkirche, mit barockem Orgelprospekt innen und neobarockem Glockenturm außen, welcher heute 5 Glocken berherbegt, deren älteste aus dem Jahr 1585 stammt.
  • Historische Persönlichkeiten: Mit Bach-Siegel und -Denkmal, Lutherrose, Figurengrabplatten der Landgrafen und Prunksärgen der Herzoge von Sachsen-Eisenach verbindet die St. Georgenkirche Jahrhunderte bedeutender Personen der Geschichte an einem Ort.
  • Wiege der Bach-Musik und Telemann-Konzerte: Über 130 Jahre waren hier Organisten aus der Familie Bach tätig. Johann Sebastian Bach wurde hier getauft, sang im „Chorus musicus“ seiner Lateinschule und begegnete hier erstmals der Kirchen- und Orgelmusik. Ab 1708 leitete Georg Philipp Telemann die Kirchenmusik der St. Georgenkirche, komponierte in Eisenach über 60 Kantaten, Serenaden, Kirchenmusiken und Operetten - und lernte die Familie Bach kennen.
  • Veranstaltungen abseits von Gottesdiensten: Mit Konzerten sowie der Teilnahme an den Bachwochen und Musikfestivals ist die Georgenkirche in der Eisenacher Kulturszene mehr als nur ein Gotteshaus oder historisches Objekt.

Hier wurde Johann Sebastian Bach getauft

In den damals bereits historischen Mauern der St. Georgenkirche erhielt Johann Sebastian Bach, nur zwei Tage nach seiner Geburt, am 23. März 1685 (nach julianischem Kalender) bzw. am 2. April 1685 (nach gregorianischem Kalender) das Sakrament der Taufe. Die Zeremonie fand am spätgotischen Taufstein von 1503 statt, der bis heute seinen Dienst erfüllt, und stellt nur den Beginn der Verbindung der Georgenkirche mit dem Wirken des Musikers dar.

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Bach während seiner Kindheit Teil des „Chorus musicus“ seiner Lateinschule war, was ihn wiederholt in die Hallen der St. Georgenkirche führte. Hier, wo sein Großcousin Johann Christoph Bach als Organist tätig war, gewann er wohl erste nachhaltige Eindrücke der Kirchen- und Orgelmusik, vermutlich nicht zuletzt aufgrund der eindrücklich stets reparaturbedürftigen Orgel dieser Kirche.

Das Original von 1884: Das Bachdenkmal, das einst die Georgenkirche zierte, hat seinen Platz vor dem Bachhaus und ist jährlich Pilgerstätte zur Feier des Geburtstags von J.S. Bach. An der Finanzierung des Denkmals haben sich u.a. Franz Liszt und Hans von Bülow beteiligt.
© NoRud

In den Schulen und Kirchen, demnach auch von Johann Sebastian Bach, wurde zu dieser Zeit die Eisenacher Gesangbuchausgabe von 1673 genutzt. Auf dieser ist sogar die damalige Innenansicht der St. Georgenkirche abgebildet. Der Kupferstich hierfür wurde von Johann David Herlicius gefertigt, dem auch das einzige Gemälde von Bachs Vater, Johann Ambrosius, zugeschrieben wird.

Die Verbindung der Bach-Familie mit der Georgenkirche erstreckte sich über insgesamt 130 Jahre. Vier Mitglieder der Familie, angefangen bei Johann Christoph Bach bis hin zu Johann Georg Bach, wirkten hier als Organisten von 1665 bis 1797 und prägten die musikalische Landschaft der Kirche maßgeblich.

Heutzutage erinnern Elemente in der Kirche an die Familie Bach: Die linke Eingangspforte, gestaltet nach dem Vorbild des Bach-Siegels, sowie das Bach-Denkmal des Bildhauers Paul Birr im Vorraum der Kirche. Das Denkmal ersetzte hier 1939 das ursprüngliche, authentischere Bach-Denkmal von Adolf von Donndorf (jenes, das sich heute am Bachhaus befindet) und zeigt Bach in einem weniger musikalischen Kontext sowie nach der Vorlage einer zweifelbehafteten Abbildung Bachs.

Die Architektur der St. Georgenkirche aufgeschlüsselt

Die St. Georgenkirche in Eisenach präsentiert heute ein einzigartiges architektonisches Mosaik aus verschiedenen Jahrhunderten. Erstmals 1196 urkundlich erwähnt, steht die Kirche in ihrer Grundform als gotische Hallenkirche im Zentrum Eisenachs. Doch die Geschichte dieses Bauwerks ist ein Kaleidoskop an Umbauten und Veränderungen, die sie zu dem machen, was sie heute ist.

Innenansicht der Georgenkirche
© Jean-Christophe BENOIST

Ihr Ursprung liegt in einer Sage um das verschwundene Banner des heiligen Georg, das angeblich den Bau dieser Kirche inspirierte. Von den ursprünglichen romanischen Baustrukturen aus dem 12. Jahrhundert blieben die Grundmauern erhalten, auf denen sich im Laufe der Jahrhunderte ein Bau im gotischen Stil entwickelte. Ab 1515 begannen Umbauten, die das Erscheinungsbild der Kirche grundlegend veränderten, die kurz darauf jedoch durch die starken Beschädigungen und Plünderungen infolge des Bauernkrieges nach 1525 über Jahrzehnte nicht genutzt werden konnte.

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte prägten mehrere Renovierungen und weitere Umgestaltugnen das Aussehen der St. Georgenkirche. Im 17., 18. und 19. Jahrhundert wurden Anpassungen vorgenommen, die sie zu einer Mischung aus verschiedenen architektonischen Epochen machten. Beispiele dafür sind die reich verzierte Kanzel aus dem Jahr 1676 und der barocke Orgelprospekt von 1719.

Der 62m hohe neobarocke Turm, welcher der bis dahin turmlosen Kirche von 1899 bis 1902 hinzugefügt wurde, wurde dem Stil des Doms von Monza nachempfunden und besitzt heute ein Geläut aus 5 Glocken, deren Sonntagsglocke ein Relief des St. Georg zeigt.

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten in den späten 1970er-Jahren erstrahlt die Kirche wieder in ihrer historischen Farbvielfalt. Ein weiteres umfassendes Renovierungsprojekt erfolgte von 2011 bis 2014 und legte die urpsrünglichen romanischen Grundmauern frei.

Den Schlussstein in der Restaurierung der Georgenkirche bilden die alttestamentlichen Bibelverse im hebräischen Original. Diese haben 2019 wieder ihren Platz an den Emporen eingenommen, nachdem sie zuvor im Jahr 1940 „übermalt“ worden waren.

Die heutige Orgel der Georgenkirche wurde 1982 von der Orgelbaufirma Alexander Schuke (Potsdam) erbaut, und ersetzte damit das frühere Werk von Jehmlich Orgelbau Dresden aus dem Jahr 1911. Der Prospekt stammt noch von der Orgel, die zwischen 1697 und 1707 von Georg Christoph Stertzing nach einem Dispositionsvorschlag von Johann Christoph Bach gebaut wurde und zu dieser Zeit die größte Orgel Thüringens war.

Die Orgel der Georgenkirche, einst mit 4 Manualen und 58 Registern die größte Thüringens.
© Jean-Christophe BENOIST

Nutzung der Georgenkirche heute: Gottesdienste & Veranstaltungen

Die St. Georgenkirche ist heute nicht nur ein historisches Wahrzeichen und Gotteshaus, sondern auch ein lebendiger Ort für verschiedene Veranstaltungen, die das kulturelle Leben der Stadt Eisenach bereichern.

So veranstaltet die Kirche nicht nur die Sonntagsgottesdienste, sondern beteiligt sich auch an eher zeitgenössischen, weltlichen Veranstaltungen und ist damit auch ein Bestandteil der modernen Kulturlandschaft Eisenachs.

Zu den Thüringer Bachwochen 2024 beispielsweise, für die Eisenach und die St. Georgen natürlich als Austragungsorte prädestiniert sind, trugen, neben Eisenacher Bachchor und Thüringer Bach Collegium aus Arnstadt, auch das Ensemble von Café Zimmermann vom Grand Théâtre de Provence im französischen Aix-en-Provence sowie das belgische Vokalensemble Vox Luminis mit ihren Programmen und Interpretationen der Bachmusik musikalisch bei.

Auch an weniger historisch verankerten Veranstaltungen wie dem StreetLife Festival beteiligt sich die Kirche, ohne sich von ihrem Markenkern zu weit zu entfernen. Bei diesem Musikfestival mit über 60 Künstlern auf 15 Bühnen im Stadtkern, gab es auch noch bis spätabends Gospels, Spirituals und Pop in der St. Georgenkirche.

Das Portfolio der Veranstaltungen in und mit St. Georgen rundet sich an weiteren Konzerten, wie den Sonntagskonzerten mit Kammermusik in 2024, sowie Festtags- und Sondergottesdiensten ab.

Regelmäßge Gottesdienste finden in der Georgenkirche an Sonn- und Feiertagen jeweils um 10 Uhr statt.

Anreise zur Georgenkirche mit Auto, Bus & Bahn

Unmittelbar auf dem Marktplatz im Zentrum der Stadt gelegen und umgeben von weiteren Landmarken wie Stadtschloss, Lutherhaus und Kino, lässt sich die St. Georgenkirche im Stadkern nur schwer verfehlen.

Mit Zug oder Bus in der Stadt ankommend, führt Sie Ihr Weg am „Tor zur Stadt“ vorbei durch das Nikolaitor über den Karlsplatz und die Karlsstraße innerhalb von etwa 13min geradewegs zur Stadtkirche - sofern Sie nicht in die Gastronomie oder Läden entlang des Weges abbiegen.

Reisen Sie mit dem Auto an, dann zum einen westwärts aus Richtung Erfurt kommend über die Abfahrt Eisenach-Ost und die Bundesstraßen B84 und B19 bis ins Stadtinnere. Zum anderen kommen sie von der Abfahrt Eisenach-West in umgekehrter Reihenfolge erst über die B19, dann über B84 und schließlich über die Rennbahn und Clemdastraße, alternativ ein Stück weiter abermals über die B19, ins Zentrum.

Sie sollten bei der Anreise mit PKW ebenfalls ein paar Minuten zu Fuß einplanen sowie etwas Kleingeld dabei haben. Die Parkmöglichkeiten im Stadtzentrum sind allesamt, bis auf einige wenige und unwahrscheinliche, kostenpflichtig, befinden sich aber zum Beispiel im Parkhaus „Am Markt“ in unmittelbarer Nähe und sind dort wie auch beispielsweise am Theaterplatz oder beim Bahnhof mit Lademöglichkeiten für Stromer versehen. Die Parkgebühren rangieren hier etwa zwischen 2€ und 6€ pro Tag.

 Bild oben: Tilman2007

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