Thüringer Wälder im Aufwind: Mehr Luchse und neue Schutzinitiativen zum Internationalen Tag des Luchses
Der NABU Thüringen meldet steigende Luchszahlen und wirbt zum Internationalen Tag des Luchses am 11. Juni 2025 für einen verstärkten Schutz der Lebensräume der seltenen Wildkatze im Freistaat. Der Verband hebt die Bedeutung naturnaher Wälder und Vernetzungsmaßnahmen hervor und ruft Waldbesitzende auf, sich an Schutzinitiativen zu beteiligen.
Nach Angaben des NABU Thüringen ist die Zahl ausgewachsener Luchse im Bundesland im Monitoringjahr 2024/25 auf rund 15 Tiere gestiegen. Damit setze sich ein Trend aus den vergangenen Jahren fort: Während im Jahr zuvor nur vier standorttreue Luchse nachgewiesen wurden, belege die aktuelle Entwicklung eine positive Populationsdynamik. Bundesweit gehen Experten von maximal 160 ausgewachsenen Luchsen aus.
Silvester Tamás, Koordinator des Luchsprojekts beim NABU Thüringen, berichtet, dass die Zahl und Verbreitung der Luchsmeldungen zunehme. Der Verband erhalte Mitteilungen mittlerweile aus verschiedenen Regionen wie dem Weimarer Land und der Saaleregion. Erwähnt wurde auch ein Luchsweibchen namens NOVA, das zu Jahresbeginn aus Sachsen zugewandert sei und sich derzeit im mittleren Saaletal aufhalte. Laut NABU zeige dieses Beispiel, welche Rolle die grünen Korridore, etwa entlang der Saale, als Wander- und Vernetzungsachsen für Luchse einnehmen könnten.
Der Verband betont die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Jägerinnen und Jägern vor Ort. Nach Aussage von Tamás werden Luchssichtungen regelmäßig von Jagdausübenden gemeldet. Zudem bestehe ein kontinuierlicher fachlicher Austausch zu Artenschutzthemen.
Die positive Entwicklung der Luchspopulation wird laut NABU insbesondere durch laufende Wiederansiedlungsbemühungen in Sachsen und Thüringen begünstigt. Dennoch sei dies nur ein Anfang; das langfristige Ziel des NABU bestehe darin, die Luchse in eine größere, miteinander vernetzte Metapopulation Mitteleuropas zu integrieren. Thüringen sei aufgrund seiner waldreichen Mittelgebirgsregionen als zentraler Lebensraum und Vernetzungsknotenpunkt besonders wichtig. Perspektivisch benötige es deutschlandweit 600 bis 1000 Luchse, um eine eigenständige, stabile Population zu etablieren, so Tamás.
Entscheidend für ein dauerhaftes Überleben sei nach Einschätzung des Verbandes sowohl die Erhaltung als auch die Verknüpfung geeigneter Lebensräume. Besondere Bedeutung komme aus Sicht des NABU den Schutzgebieten im Wald, vor allem den NATURA 2000-Flächen, zu. Diese seien als sogenannte Wiedervernetzungszonen auch international für Luchse von Bedeutung und bedürften gezielten Schutzes.
Der NABU betont, dass Wälder nicht ausschließlich als Holzressourcen betrachtet werden dürften. Vielmehr seien sie letzte Rückzugsorte für zahlreiche geschützte und bedrohte Arten, würden Wasser und Kohlenstoff speichern, zur Abkühlung und Reinigung der Luft beitragen und dienten Menschen als wertvolle Erholungsorte, in denen auch seltene Wildtiere wie der Luchs beobachtet werden könnten.
Besondere Erwähnung findet die Initiative „LuchsWald“, die seit 2022 läuft. Mittlerweile wurden damit 1.439 Hektar Wald sowie deren Eigentümer durch den NABU Thüringen ausgezeichnet. In diesen LuchsWäldern, so der Verband, hätten Schutz und Ruhe Vorrang; sie dienten als sichere Wanderwege und Rückzugsgebiete für Luchse und weitere Arten. Auch im laufenden Jahr sollen erneut Waldflächen als LuchsWald ausgezeichnet werden. Waldbesitzenden, die an einer Auszeichnung interessiert sind, steht der NABU Thüringen laut Pressemitteilung als Ansprechpartner zur Verfügung.
Quelle: NABU Thüringen vom 03.06.2025
Veröffentlicht am 03.06.2025 19:11 von Christian Wolf, Redakteur
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