Besorgniserregender Trend: Thüringens Vogelwelt schrumpft weiter laut NABU-Zählung
Die Ergebnisse der NABU-Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“ 2025 belegen einen anhaltenden Rückgang der heimischen Vogelwelt in Thüringen. Die aktuelle Vogelzählung zeigt, dass immer weniger Vögel in Gärten und Parks gesichtet werden – dies besorgt Fachleute und unterstreicht dringenden Handlungsbedarf im Naturschutz.
Wie der Naturschutzbund NABU Thüringen am 27. Mai 2025 mitteilte, wurden am zweiten Maiwochenende im Rahmen der deutschlandweiten Zählaktion durchschnittlich nur noch 32,3 Vögel pro thüringischem Garten beobachtet. Im Vorjahr waren es noch 33,5, vor zehn Jahren sogar 41,4. Auch deutschlandweit zeichnet sich dieser negative Trend ab. Die Zählung wurde bereits zum 21. Mal durchgeführt und gilt als wichtige Momentaufnahme der Entwicklungen in der Vogelwelt.
Marcus Orlamünder, Naturschutzreferent des NABU Thüringen, erklärte, die fortlaufende Abnahme sei keine Überraschung. Er begründete dies mit Ursachen wie allgemeinem Lebensraumverlust, Insektensterben und dem Rückgang der Biodiversität sowohl auf Äckern als auch am Waldrand und in privaten Gärten. Daneben hätten viele Vogelarten mit verstärkter Trockenheit sowie dem Verschwinden von Feuchtlebensräumen zu kämpfen. Zusätzlich würden bei einzelnen Arten auch Krankheiten eine Rolle spielen, so Orlamünder.
Für Bürger, die die heimische Vogelwelt unterstützen möchten, empfahl der NABU Thüringen naturnahe Gärten mit wilden Flächen, Totholz und passenden Nistkästen. Laut Orlamünder könnten besonders heimische Stauden, Sträucher und Bäume einen wichtigen Beitrag leisten, da sich Tiere im Laufe der Evolution genau auf diese Pflanzen angepasst hätten. Zudem wies er auf die Initiative „Wilde Inseln“ hin, bei der sich Bürger mit naturnahen Gartenecken um eine Auszeichnung bewerben können. Damit solle die Bereitschaft gestärkt werden, Teile des eigenen Gartens möglichst naturbelassen zu lassen.
In Thüringen beteiligten sich laut NABU mehr als 2.300 Personen an der Zählaktion. Der häufigste Beobachtungsfund war wie im Vorjahr der Haussperling, gefolgt von Star, Kohlmeise, Amsel und Blaumeise. Bei allen Arten sei ein rückläufiger Sichtungstrend erkennbar. Einen besonderen Schwerpunkt legte man auf den Hausrotschwanz, den „Vogel des Jahres“ 2025; dessen Sichtungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr laut NABU geringfügig um 0,07 pro Garten an.
Deutschlandweit nahmen über 57.000 Menschen an der „Stunde der Gartenvögel“ teil und meldeten aus mehr als 39.000 Gärten und Parks ihre Beobachtungen. Dank des großen Engagements der Teilnehmenden verfüge der NABU nun über belastbare Datenreihen, die wichtige Informationen zum Bestandstrend der Vogelwelt liefern. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen bezeichneten die Verantwortlichen die Entwicklungen als Warnsignal, das Politik und Bevölkerung ernst nehmen sollten.
Quelle: NABU Thüringen vom 27.5.2025
Veröffentlicht am 27.05.2025 18:53 von Christian Wolf, Redakteur
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